Anton Kellner
Talstr. 17
66119 Saarbrücken
Telefon 0681 - 5 34 91
www.Borreliose-Saar.de

Borreliose-Saar – das Konzept
der Praxis Kellner für Diagnose
und Therapie der Lyme-Krankheit
Zeckenbiss

Die antibiotische Therapie bei chronischer Borreliose


antibiotische TherapieLeider ist die antibiotische Therapie bei chronischer Borreliose weit weniger wirksam als bei akuter Borreliose.
Dies hängt mit den Mechanismen der Tarnung und Täuschung zusammen, die Borrelien als perfekte Parasiten beherrschen.
Auch eine häufig vorhandene Schwäche des Immunsystems bei den Erkrankten erschwert die antibiotische Behandlung.
Antibiotika setze ich zur gezielten Verminderung der Erregerbelastung und Linderung der Symptome ein.
Ich orientiere mich hierbei an den Leitlinien der Deutschen Borreliose-Gesellschaft.
Positive Laborbefunde alleine sind keine Indikation zur antibiotischen Therapie. Wenn klinische Symptome und Beschwerden vorliegen, hängt die Wahl des Antibiotikums von der Schwere der Erkrankung ab.
Wenn gravierende und bedrohliche neurologische Symptome vorliegen, setze ich Ceftriaxon als Infusion (2 g pro Tag, gepulst, d.h. 5 Tage lang mit Pause am Wochenende). Die 2-tägige Therapiepause bringt keine Nachteile.
Als orales Antibiotikum bevorzuge ich Minocyclin. Es geht sehr gut in das Nervenwasser über, wirkt auch intrazellulär und ist gut verträglich. Ferner kann man den Blutspiegel unter Therapie messen, um sicherzustellen, dass die Dosis für die Abtötung der Borrelien ausreicht (der erforderliche Plasmaspiegel liegt nach Untersuchungen einer Schweizer Arbeitsgruppe bei mindestens 2).
Bei vorrangigem Befall von Gelenken und Bindegewebe ist Azithromycin gut geeignet. Ich setze es ebenfalls gepulst ein (4 Tage a 500 mg oral, 3 Tage Pause). Azithromycin kann auch als Infusion verabreicht werden, eine Alternative ist Clarithromycin (oral oder iv).
Doxycyclin setze ich bei chronischer Borreliose nur hochdosiert i.v. ein (400 mg gepulst über 4 Tage).
Generell ist eine Kombinationstherapie mit einem Mittel, das gegen Zystenformen wirkt, erforderlich.
Hierfür kommt Hydoxychloroquin in Frage, das auch als Medikament gegen Rheuma und Tuberkulose im Einsatz ist. Es ist gut verträglich. Vor Therapiebeginn ist eine augenärztliche Untersuchung erforderlich, um Ablagerungen in der Netzhaut auszuschließen. Diese Ablagerungen können unter Therapie mit Hydroxychloroiquin auftreten, allerdings nur nach langdauernder Hochdosistherapie. Dies ist bei der Borreliosetherapie nicht zu befürchten.
Eine Alternative zu Hydroxychloroquin ist Artemisia annua intensa. Es ist ein Pflanzenstoff, der ähnlich gut wirkt, aber keine wesentlichen Nebenwirkungen hat.
Man kann auch intermittierend Metronidazol oder Tinidazol einsetzen. Beide Medikamente sind sehr potente Zystenknacker. Tinidazol ist besser verträglich.
Generell muss wegen der langen Generationszeit der Borrelien längerfristig behandelt werden.
Das Minimum sind 4 Wochen.
In dieser Zeit muss eine Besserung der Symptome eintreten.
Ist dies der Fall, verlängere ich die Therapie um jeweils 2 Wochen, bis keine weitere Besserung eintritt.
Tritt keine Besserung ein, wechsele ich entweder das Antibiotikum für 2 Wochen oder überprüfe die Diagnose.
Tritt unter der Therapie eine Verschlechterung auf, kann es sich um eine Herxheimer-Reaktion handeln (sogenannte "Erstverschlimmerung").
Sie wird durch Abtötung der Erreger und Freisetzung von Endotoxinen verursacht. Sie dauert allerdings maximal 3 - 4 Tage und verschwindet dann.
Bei länger dauernder Verschlechterung überprüfe ich die Diagnose.

Unbedingt wichtig ist die Begleittherapie, speziell die Gabe von Probiotika.
Eine intravenöse Antibiotikatherapie erreicht akut höhere Blutspiegel als die orale Therapie. Die Nebenwirkungen auf den Darm sind aber nicht wesentlich geringer, weil die guten Darmbakterien auch über den Blutweg dezimiert werden.

Während der Therapie sind regelmäßige Laborkontrollen erforderlich, um Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten auszuschließen.
Die Indikation zur Fortführung der Therapie ist immer wieder kritisch zu überprüfen.

Zusammenfassend ist die antibiotische Therapie bei chronischer Borreliose mit der Antibiose bei Tuberkulose vergleichbar.
Da es sich um eine hartnäckige, zum Rückfall neigende Infektion handelt, ist eine länger dauernde Therapie erforderlich.
Bitte beachten Sie:
Die antibiotische Therapie über einen längeren Zeitraum als 2 bis 3 Wochen hinaus ist immer ein "nicht bestimmungsgemäßer Gebrauch" der Medikamente.
Sie ist nur als sogenannter "individueller Heilversuch" durchführbar.
Sie bedarf einer schriftlichen Zustimmung der Patientin / des Patienten nach ausführlicher Aufklärung.
Die Kosten der Therapie über den "üblichen" Zeitraum hinaus können nicht über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechnet werden.

nach oben Δ